Weiterbildungskonzept des KönzgenHauses zur betrieblichen Mitbestimmung in Kirche und Caritas

Faire Arbeitsbedingungen schaffen Gerechtigkeit

Die Mitwirkung und Mitgestaltung beim Aufbau einer menschlichen Welt sehen wir heute als Auftrag vor dem Hintergrund einer vielfach gespaltenen Gesellschaft. Die Spaltungen zwischen Arbeitsplatzbesitzenden und Arbeitslosen, die ungerechte Verteilung der Lebenschancen zwischen Frauen und Männer, zwischen Familien und Kinderlosen, zwischen Ost und West, Nord und Süd, zwischen Einheimischen und Fremden, stehen im Widerspruch zur befreienden Botschaft Gottes.

Männer im Gespräch

Glaube, die biblische Botschaft und Gerechtigkeitshandeln sind die beiden Seiten derselben Medaille.

Eine ungleiche Welt, eine ungerechte Weltwirtschaftsordnung, die Ökonomisierung aller Lebensbereiche, das Vordringen antidemokratischer und antiliberaler Strömungen stellen die alten Fragen nach Gerechtigkeit und Solidarität immer wieder neu.

In unseren Seminaren der politischen Bildung und für betriebliche Interessenvertreter stehen die Fragen nach gerechter Verteilung von Ressourcen, von Teilhabe, von Rahmenbedingungen für einen fairen Umgang mit Familien sowie Entwürfe für ein gerechtes Renten- und Steuersystem im Fokus.

Die Seminare für Mitarbeitervertretungen aus kirchlichen Einrichtungen sind so konzipiert, dass Zeit und Raum für die Reflexion betriebliche Alltagssituationen vorhanden sind. Strukturelle Abhängigkeiten und Benachteiligungen werden durch Fallbeispiele aufgegriffen und diskutiert.

Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten werden gemeinsam entwickelt. Rechtliche Konfliktlösungswege über Einigungsstellen und Arbeitsgerichte konkret aufgezeigt.

Wir verstehen Bildung nicht einfach nur als Weitergabe von Wissen oder das Auswendiglernen von Paragraphen aus Gesetzen und Verordnungen.
Bildung heißt für uns vor allem die Erarbeitung oder Entwicklung eines eigenen Selbstverständnisses als betriebliche Interessensvertretung:

  • Haltung: Interessensorientierte, kritische Grundhaltung gegenüber der Arbeitswelt
  • Parteilichkeit: Option für die strukturell Unterlegenen in den Arbeitsbeziehungen
  • Sozialethische Sicht: Recht ja – aber mehr noch Gerechtigkeit
  • Teilhabe und Teilnahme: Demokratie lernen und erfahren
  • Bildung erweitert Horizonte und motiviert und befähigt zum Handeln
Kerze vor Flipchart

Um das Selbstverständnis einer MAV als kollektive Interessenvertretung zu entwickeln sowie Aufgaben, Rechte, Handlungsspielräume und -grenzen kennen zu lernen, bedarf es der kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung der gewählten MAV-Mitglieder.

Die entsprechende Freistellung für den Besuch von MAV- Weiterbildungsseminare sowie die Übernahme der Kosten ist in der Mitarbeitervertretungsordnung geregelt. Von den Frauen und Männern der MAV wird ein hohes Maß an Einsatz- und Lernbereitschaft gefordert. Sie tragen eine große Mitverantwortung und haben gemeinsam mit dem Dienstgeber darauf zu achten, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Recht und Billigkeit behandelt werden.

Sich diesen Aufgaben zu stellen, erfordert mutige und qualifizierte Mitarbeitervertretungen.

Die gewählten Frauen und Männer erfahren durch die MAV Seminare und Tagungen notwendige Unterstützung und Stärkung vorhandener Kompetenzen werden gefördert und ausgebildet. Die Seminarangebote begleiten Mitarbeitervertretungen während des 4-jährigen Amts.

Sie sind in Grund-, Aufbau- und Spezialseminare unterteilt und bauen systematisch aufeinander auf.

Fachtagungen für MAV und Dienstgeber haben das Ziel der Informationsvermittlung, der Diskussion, Klärung von Positionen und Annäherung von Standpunkten. Hier werden Themen mit aktueller Relevanz und von grundsätzlicher Bedeutung angesprochen.

Diese können Formen und Modelle der Arbeitsplatzgestaltung angesichts von zunehmendem Fachkräftemangels in sozialen Einrichtungen oder aber die Entwicklung einer Unternehmenskultur in Caritas und Kirche sein. Auch wird die Frage nach der
Zukunftsfähigkeit des eigenständigen „Dritten Weges“ der Kirchen thematisiert.

Fusionen von Pfarrgemeinden und Zusammenschlüsse von caritativen Altenpflegeinrichtungen oder Krankenhäuser in Konzernstrukturen stellen auch die Arbeit der Mitarbeitervertretungen vor neue Herausforderungen.

Gesamtmitarbeitervertretungen oder erweiterte Gesamtmitarbeitervertretungen bilden die Konzernstrukturen auf der Ebene der Interessensvertretungen nach. Wirtschaftsausschüsse nach dem Vorbild des Betriebsverfassungsrecht geben bisher nie gekannte Einblicke in den Finanzierungsdschungel kirchlicher und sozialer Einrichtungen.

Eine Unternehmensmitbestimmung wie bei Aktiengesellschaften ist dies aber noch nicht.

Mitarbeitervertretungen stehen also zukünftig vor noch größeren Herausforderungen. Sie stehen dabei aber nicht alleine!

Das KönzgenHaus wird weiterhin starker Begleiter der Kirchlichen Interessenvertretungen durch ein qualifiziertes und an den Bedürfnissen der Frauen und Männer in den Mitarbeitervertretungen orientiertes Seminar-Konzept sein.

Aktuelle Angebote für MAV