Pressebericht: Tagung zum angespannten Wohnungsmarkt

27.10.2023

Artikel der Halterner Zeitung vom 24.10.2023, den wir hier verwenden dürfen. Vielen Dank dafür.

Von Sebastian Jentsch

Soziale Projekte für angespannten Wohnungsmarkt: „Wir sind Vermittler"

Bezahlbares Wohnen, ein angespannter Wohnungsmarkt und benachteiligte Wohnungssuchende. Um das alles ging es auf einer Tagung im Könzgenhaus.

Die Arbeitsgruppe „Bezahlbares Woh­nen“ des Halterner Forums hatte am Montag (23. Oktober) zu­sammen mit dem KönzgenHaus und dem Verein Vitus Interessierte zu einer ganz­tägigen Fachtagung ins KönzgenHaus in Haltern am See eingeladen. Das Ziel: Über neue Impulse und Ideen für den angespannten Wohnungsmarkt informie­ren.

Insgesamt 14 Vertreter aus anderen Kommunen, Woh­nungsgenossenschaften, So­zialverbänden und zivilge­sellschaftlichen Initiativen stellten unter dem Motto „Wohnen - sozial, gerecht und bezahlbar“ ihre Kon­zepte vor. Ein wichtiger Teil waren dabei auch soziale Projekte zur Wohnungsversorgung. Im Fokus standen Gruppen, die es schwer haben, über­haupt eine Wohnung zu fin­den. Zunächst stellte das „Netzwerk bezahlbares Wohnen in Haltern“ der Ca­ritas und Sixtusgemeinde - vertreten durch David Schütz und Stephan Buttgereit - ihr Konzept vor.

Soziale Projekte in Haltern

Besonders im Blick des Pro­jektes stehen geflüchtete Menschen. „Seit 2015 ist da ein großes Netzwerk ent­ standen. Die Sensibilität ist immer mehr gewachsen. Wir wollen alle unterstüt­zen, die es auf dem Woh­nungsmarkt schwer haben und denen nicht die Mittel zur Verfügung stehen“, sag­ te David Schütz.

In Haltern sei der Teil der Menschen, die Armut erfah­ren haben, überschaubar. Aber genau diese Menschen ziehen sich aufgrund feh­lender Lobby zurück. Daran will das Netzwerk arbeiten. „Strafentlassene, Woh­nungslose, Flüchtlinge und Geringverdiener geraten beim Kampf um bezahlba­ren Wohnraum oft ins Hin­tertreffen. Unsere Pflicht ist es, dafür Lösungen zu fin­ den“, betonte Stephan Buttgereit.

Bezahlbares Wohnen sei in Haltern ein schwieriges Thema. Eine Wohnungsgesellschaft gäbe es schließ­lich nicht. Der Druck, die Menschen in Notunterkünf­ten unterzubringen, sei enorm.

Verbindung zu Vermietern

Für die Diakonie Reckling­hausen stellte die Landesini­tiative „Endlich ein Zuhau­se“ das Projekt „Wohnen retten und schaffen“ vor. Immobilienfachmann Tors­ten Pott erklärte, wie das Projekt benachteiligte Men­ schen bei der Wohnungssu­che unterstützt. „Wir versuchen eine Wohnfähigkeit herzustellen und begleiten die Menschen bei den Bewerbungen und zeigen ihnen, wie man sich bei der Wohnungsbesichti­gung verhält.“ Zudem wird eine Verbindung zu Vermie­tern geschaffen. Nachdem die Initiative die Menschen vermittelt hat, steht sie auch für die Ver­mieter als Ansprechpartner bereit. Dadurch werde das Risiko für die Vermieter, die Bedenken aufgrund des so­zialen Status der Menschen haben, kleiner. Ähnlich geht auch das „Netzwerk bezahlbares Wohnen in Haltern vor. „Wir sind bereit, als Erst­ mieter einzustehen und die Wohnung dann weiterzuvermieten. Wir sind die Vermittler", erklärte David Schütz.

Der Diakonie Recklinghau­sen liegen im gesamten Kreis derzeit knapp 250 Mel­dungen von Suchenden vor. Nur sieben davon kommen aus Haltern. „Das bedeutet aber nicht, dass es die Leute, die Hilfe brauchen, in Hal­tern nicht gibt“, betonte Torsten Pott. In Haltern seien die Woh­nungen überwiegend in Pri­vathand. Man müsse "viele Hände schütteln, um an die Wohnungen zu kommen", so Pott. Buttgereit versichert jedoch: "Nicht jeder Vermieter in Haltern ist gewinnmaximierend unterwegs, sondern hat auch ein Herz für benachteiligte Menschen."

Das belegt ein Projekt aus der vergangenen Adventszeit. Bei den Adventsgottesdiensten durften wohnungssuchende Menschen von ihren Problemen erzählen. Seitdem konnten 70 Menschen untergebracht werden. „Leute, die Mietwohnungen haben, ließen sich so ansprechen", sagte Butt-gereit.

In den Vorträgen zuvor stellte die Stadt Münster das „Modell der sozial gerechten Bodenordnung" vor. Die Landtagsabgeordnete Hedwig Tarner (Grüne) sprach über die rechtlichen Grundlagen, die vom Land NRW zur Baulandmobilisierung und Schaffung von Wohnraum geschaffen wurden. Bundestagsabgeordneter Brian Nickholz (SPD) erläuterte die Konzepte des Bundes für bezahlbares Wohnen. Der Verbandsbürgermeister von Wallmerod Klaus Lüttkefeder, machte die Belebung der Dorfkerne zum Thema.

Neben einer Diskussion- und Gesprächsrunde am Mittag bildete eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Halterner Ratsfraktionen sowie Hedwig Tarner und Brian Nickholz den Ab-chluss. Thema war die Pro-blembewältigung am kommunalen Wohnungsmarkt.